Schweizer-Aarau, Dr. med. Annemarie
Panel Psychotherapie und CM: Chair: Dr. Wolfram Gentz
Kongress: 5. SMS-Kongress - Chinesische Medizin im klinischen Alltag (SMS17) 60 min, deutsch Inhalt / abstract Dr. Annemarie Schweizer-Arau: SART _ Systemische - Autoregulationstherapie Die Chinesische Medizin ist bekanntlich eine Symbolmedizin. Interessanterweise verwenden Patienten in Trance häufig Symbole wie Feuer im Herzen oder Blutstau, die den Bildern der TCM sehr ähnlich sind. Bei der systemischen Autoregulationstherapie wird diese Symbolsprache in tranceartigen Zuständen benutzt, um Zugang zu traumatisierenden Lebenserinnerungen, aber auch Ressourcen zu finden. Nicht ungleich einem Update werden dann Lösungsansätze für frühere Traumatisierungen gesucht. Durch Akupunktur und Moxibustion wird dieser Prozess der Neubewertung unterstützt, bis ein entspanntes, sicheres Gefühl erreicht ist. Wie wir bei der Auswertung der fMRI-Daten unserer Studie mit Endometriosepatientinnen zeigen konnten, kommt es dadurch zu einer Veränderung der funktionalen Konnektivität bestimmter Hippocampusregionen mit unterschiedlichen Netzwerken im Gesamthirn. Prof. Leopold Dorfer: Hypnoakupunktur _ die Symbiose zweier großer Methoden Hypnose und Akupunktur vereint in einer weltweit neuen Therapieform: Die Hypnoakupunktur schafft den Brückenschlag zwischen Psyche und Körper. Die Akupunktur einerseits benutzt den körperlichen Zugang, regt die Selbstheilungskräfte des Organismus an und erreicht über die Stimulation der Neurotransmitter die Psyche. Die Hypnose wiederum steigt über das Unterbewusste ein, regt ebenfalls die Selbstregulation an und bewirkt schließlich unterschiedlichste körperliche Reaktionen. Somit wird im Sinne einer perfekt ausbalancierten Ganzheitsmedizin das gesamte System von Körper – Geist – Psyche zu einer nachhaltigen Heilung geführt. Die Wirkung wird durch die Einbeziehung der Patienten und Patientinnen vertieft – sie werden so aktiver Teil des Therapiegeschehens. | ||
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Panel 1: Kinderwunsch
Kongress: SMS-Kongress 2014 - Chinesische Medizin im klinischen Alltag – Grundlagen, Anwendung & Wissenschaft 120 min, deutsch Inhalt / abstract 4 Vorträge à 20 Min., Chair: Prof. Dr. C. Thaler Dr. Stefan Englert TCM bei Kinderwunsch: Hype oder gesicherte Fertilitätsmedizin? Seit Jahren erfreut sich der ergänzende Einsatz von Methoden der Chinesischen Medizin im Rahmen der Kinderwunschtherapie zunehmender Beliebtheit. Wann und wie lange sollte oder darf eine alleinige Therapie mit TCM stattfinden? Bei welchen Befundkonstellationen ist zu ART-assistierten Reproduktionstechniken wie IVF, ICSI, Kryotransfer als begleitende Maßnahme zu raten? Wo liegen die Grenzen von Akupunktur und chinesischer Arzneitherapie – hinsichtlich Wirksamkeit, aber auch möglicher Nebenwirkungen? Was sollten Therapeuten im Fall einer eingetretenen Schwangerschaft beachten? Dieser Vortrag bietet zunächst eine Übersicht über den Stand der aktuellen Datenlage und der Evidenz dieser Studien. Was dürfen wir daraus schließen? Der Vortrag vermittelt neben praktischen Aspekten einer Kinderwunschbehandlung mit den Therapiemethoden der TCM auch Empfehlungen für die Praxis, wann und wie diese nach derzeitigem Wissenstand am sinnvollsten eingesetzt werden sollten. Prof. Dr. Christian Thaler, Dr. Yumiko L. von Hasselbach ART meets TCM – Kasuistiken aus der Kinderwunschbehandlung Seit der Geburt von Louise Brown (1978) kamen nach Nutzung der assistierten Fortpflanzung (ART) weltweit über 5 Millionen Kinder zur Welt. Bei Transfer von zwei gut entwickelten Blastozysten können Schwangerschaftsraten von etwa 40 % erreicht werden. Probleme bereiten vor allem Frauen mit verminderter ovarieller Reserve, denn bei diesen finden sich pro Behandlungszyklus nur wenige und oft aneuploide Oozyten mit nachfolgend deutlich verminderten Schwangerschaftsraten. Ein weiteres Problemkollektiv stellen Frauen mit rezidivierendem Implantationsversagen dar, denn bei ihnen tritt auch nach Transfer von zahlreichen optimal entwicklungsfähigen Embryonen keine Schwangerschaft ein. In der Chinesischen Medizin hat die Behandlung von Kinderwunsch eine Jahrtausende lange Geschichte. Ihre enorme Bedeutung sieht man zum Beispiel im Aufbau von Sun Simiaos 30-bändiger klinischer Enzyklopädie „Wichtige Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind“ (Qianjin yaofang) aus der Tang-Dynastie (7. Jh.). Die Bände 2 bis 4 sind der Gynäkologie und darin das erste Kapitel dem Kinderwunsch gewidmet! Auch wenn größere randomisierte Studien hier schwer durchführbar sind und deshalb meist fehlen, weisen umfangreiche Erfahrungen und viele Einzelbeispiele darauf hin, dass die Chinesische Medizin gerade in der Vorbereitung und Begleitung von Maßnahmen der assistierten Fortpflanzung erhebliche Vorteile mit sich bringen kann. Es scheint daher von großem Wert, beide medizinische Welten in offener und umsichtiger Weise zu kombinieren. Die fruchtbare Zusammenarbeit von ART und TCM wird in beispielhaften Kasuistiken dargestellt. Dr. Annemarie Schweizer-Arau Reduktion der Beschwerden bei Endometriose-Patientinnen: Ergebnisse einer prospektiven randomisierten Studie Bei Endometriose, einer der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, findet sich endometriumartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle. Chronische Unterbauchbeschwerden, Dysmenorrhoe, Dyspareunie und Sterilität stellen die häufigsten klinischen Symptome dar. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit der systemischen Autoregulationstherapie (SART) – einer Kombination von Aku-Moxa-Behandlung und tiefenpsychologischer Psychotherapie – auf die Symptomatik von Endometriose-Patientinnen zu untersuchen. In unserer prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studie (RCT) nahmen 67 Patientinnen mit verifizierter Endometriose teil, 83 % litten mehr als 5 Jahre an Schmerzen. Primärer Zielparameter: Responderanteil = Anzahl der Patientinnen mit mindestens 50-%-iger Schmerzreduktion. Nach 3 Monaten Therapie (max. 10 Stunden) betrug der Responderanteil in der Behandlungsgruppe 44 %, aber nur 4 % in der Kontrollgruppe (Chi-Quadrat-Test p<0.001). Nur die Behandlungsgruppe zeigte zudem eine signifikante Besserung der Lebensqualität (SF12), des allgemeinen Wohlbefindens (FW7), der Ängstlichkeit und Depressivität (HADS) und der Arbeitsfähigkeit (Anzahl beeinträchtigter Arbeitstage). Nach 6 Monaten zeigten die nunmehr ebenfalls behandelten Patientinnen der Kontrollgruppe vergleichbare signifikante Verbesserungen der Symptomatik (48 % Responder). Erste Daten des 2-Jahres-Follow-Ups weisen darauf hin, dass die Besserungen von Dauer sind. Dr. Axel Wiebrecht Gentoxizität chinesischer Arzneidrogen – wie gehen wir in der Schwangerschaft damit um? Das Thema Mutagenität oder Gentoxizität wird in sonst ausgezeichneten Standardlehrbüchern der Materia Medica weitestgehend ausgeblendet. Dabei gibt es nicht erst seit den letzten Jahren eine Fülle von experimentellen Daten negativer und positiver Art hierzu. Während wir die negativen Ergebnisse gern zur Kenntnis nehmen, werfen die positiven erhebliche Fragen auf. Davon sind auch einige Mittel betroffen, die in der Schwangerschaft einen höheren Stellenwert haben. Gentoxizität und Mutagenität beinhalten das Risiko einer späteren Krebsentstehung. Dass das keine bloße Theorie bleiben muss, zeigt eine Studie aus Taiwan, die bei ca. 15 Jahre alten Kindern eine erhöhte Rate von Gehirntumoren aufzeigte, wenn die Mütter in der Schwangerschaft Coptidis rhizoma (Huanglian) eingenommen hatten[1]. Derartige Studien sind jedoch die Ausnahme, die Daten sind in aller Regel experimenteller Art aus Tier- oder In-vitro-Versuchen. Diese können nur bedingt auf den Menschen übertragen werden. Dennoch gilt die Regel: Im Zweifelsfall ist von einem Risiko auszugehen. Der Vortrag versucht, sich der schwierigen Frage zu stellen, welche Schlussfolgerungen für die Anwendung wir aus den vorliegenden Daten ableiten. [1] Chuang CH, Doyle P, Wang JD, et al. Herbal medicines during pregnancy and childhood cancers. Pharmacoepidemiol Drug Saf 2009;18:1119-20 | ||
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