Nijenhuis, Ph.D. Ellert
Ellert Nijenhuis arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit chronisch traumatisierten Patienten und ist einer der führenden Dissoziationsforscher in der Welt und Referent auf vielen internationalen Konferenzen. Zusammen mit Prof. Onno van der Hart und Kathy Steele hat er die Theorie der Strukturellen Dissoziation der Persönlichkeit entwickelt.
Schwere Dissoziation der Persönlichkeit bei Verleumdung und Verrat
Kongress: Traumapotenziale IV: Symposium für trauma- und körperorientierte Psychotherapie 60 min Inhalt / abstract Schwere Dissoziation der Persönlichkeit hängt kausal mit chronischer Traumatisierung in der Kindheit zusammen. Zu den Traumatisierungen gehören, neben sexuellem Missbrauch und körperlicher Misshandlung auch emotionale Vernachlässigung und Misshandlung. Verleumdung und Verrat gehören zu dieser emotionalen Traumatisierung und liegen den tiefen Bindungsstörungen und dissoziativen Tendenzen zugrunde. Die einfachste Form der Dissoziation besteht aus der Spaltung zwischen einem Anscheinend Normalen Persönlichkeitsanteil (ANP) und einem Emotionalen Persönlichkeitsanteil (EP). Der ANP wird besonders von Handlungssystemen wie dem Fürsorgeverhalten, der Exploration, dem Energiemanagement und dem Spiel, bestimmt. Er ist der Prototyp, der darauf konzentriert ist im Alltag zu funktionieren. Der EP steckt in den traumatischen Erinnerungen fest und lebt immer noch im “Traumaland”. Der klassische EP ist mit den instinktiven Verteidigungsmechanismen, wie Flucht, Erstarrung, Kampf oder sich-tot-stellen, beschäftigt, mit denen er auf tatsächliche und wahrgenommene Gefahren reagiert. Bei schwerer Dissoziation kommt es zu zwei weiteren prototypischen EP’s. Der eine ist mit dem Versuch beschäftigt Bindung herzustellen, der andere imitiert die Täter in dem Versuch ein Stück Kontrolle wiederzuerlangen. Beeinflusst durch die Handlungssysteme der sozialen Dominanz, kann der kontrollierende EP das, was er als den Körper der anderen Anteile wahrnimmt, verletzen oder sogar umbringen wollen. Nach schwerer physischer und emotionaler Traumatisierung durch die Eltern, wird der ANP üblicherweise die EP’s und die traumatischen Erinnerungen ignorieren und es den wichtigen Erwachsenen recht machen, um ihre Liebe zu bekommen. EP’s, die für die aktive Verteidigung zuständig sind, fühlen sich zerbrechlich, haben Angst vor den Eltern, gegen die sie sich wehren und ebenso vor dem kontrollierenden EP und sie fühlen sich im Stich gelassen von dem ignorierenden ANP. Der kontrollierende EP ignoriert seine eigene Verletzlichkeit und versucht seine absolute Ohnmacht gegenüber den gewalttätigen Eltern zu kompensieren, indem er diese imitiert. Traumatisierende Eltern oder andere Familienmitglieder zeigen ebensolche Wechsel zwischen Ignoranz, Verletzlichkeit und Kontrolle. Ähnliche Parallelen gibt es auch in der Gesellschaft im Allgemeinen. Wo es um chronische Kindheitstraumatisierungen geht, gibt es diese Parallelen also unter Opfern, Tätern, Familien, in der Psychiatrie und in der Gesellschaft im Allgemeinen. Sie alle zeigen Eigenschaften des ANP, des Opfer EP’s und des kontrollierenden EP’s. | ||
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