SMS-Kongress 2014 - Chinesische Medizin im klinischen Alltag – Grundlagen, Anwendung & Wissenschaft
Wissenschaftlicher Kongress der SMS
Die Societas Medicinae Sinensis wurde als gemeinnütziger Verein 1978 gegründet. Gründungspräsident war Prof. Manfred Porkert, zwei der ersten Mitglieder waren der lange als Schulungsleiter aktiv, Prof. Dr. Carl-Hermann Hempen und die Leiterin der Offenen Schule, Frau ...
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Konzepte für die Behandlung von Lungenkarzinomen und anderen Tumoren mit Chinesischer Medizin180 min, chin./deu.Inhalt / abstract ![]() Für die begleitende Behandlung von Patienten mit Lungenkarzinom gibt es verschiedene Konzepte aus dem Bereich der chinesischen Phytotherapie. In diesem Workshop wird Prof. Deng Zhongjia, einer der bedeutendsten chinesischen Rezepturspezialisten unserer Zeit, klassische Rezepturen und ihre Modifikationen bei verschiedenen klinischen Situationen erläutern. Neben den typischen Symptomen wie Kurzatmigkeit und Husten spielt dabei eine genaue Betrachtung des Sputums eine wichtige Rolle in der Therapiedifferenzierung. Darüber hinaus wird Prof. Deng auch auf die Möglichkeiten der Behand lung des eigentlichen Tumors eingehen. Die Linderung typischer begleitender Symptome wie Blutungen oder Magenbeschwerden ist ebenfalls ein Thema dieses Seminars. Neben dem Lungenkarzinom soll auch die Behandlung anderer (benigner) Tumore wie Lipome oder Mammahyperplasien besprochen werden. | ||
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Klassische chinesische Rezepturen und ihr Bezug zum Puls180 min, deutschInhalt / abstract ![]() Der Puls ist in der klassischen Chinesischen Medizin seit jeher ein wichtiger Faktor bei der Beurteilung des Qi-Flusses im Körper. In zahlreichen medizinischen Familientraditionen dient er auch als Brücke, die direkt zur Verschreibung spezieller Arzneimittelrezepturen führt. In diesem Prä- Kongress- Workshop stellt Prof. Frühauf das klinische System des im 20. Jahrhundert tätigen Arztes Dr. Tian Heming aus Sichuan vor, der bei schwe ren Erkrankungen mit Erfolg Shanghan-lun-Rezepturen verschrieb und sich dabei ausschließlich auf die Pulse der Patienten stützte. Unter Einbeziehung seiner eigenen klinischen Erfahrungen wird sich Prof. Frühauf mit einfachen und praktischen Pulsbildern befassen, die ganz direkt für die Verschreibung konstitutioneller Rezepturen verwendet werden können. Darüber hinaus werden einige andere klassische Familientraditionen zur Pulsdiagnose, die im modernen China erhalten geblieben sind, und ihre klinische Bedeutung für die gesamte Chinesische Medizin erörtert. | ||
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Die Paozhi-Formen sowie die Zusammenstellung der Rezepturen durch die Apotheken sollten sich nach den klinischen Erfordernissen richten180 min, chin./deu.Inhalt / abstract ![]() Beispielsweise sollten die Arzneimittel im „Dekokt der drei Samen zur Erhaltung der Eltern“ (Sanzi yangqin tang) unbedingt unter Wenden geröstet und zermörsert werden. Dadurch werden die scharfen, zerstreuenden Eigenschaften von Perillae fructus (Zisuzi) etwas schwächer und die den o. pulmonalis (Fk „Lunge“, fei) erwärmende und pituita („Schleim“, tan) umwandelnde Wirkung stärker; die Qi absenkende, pituita („Schleim“, tan) umwandelnde sowie den o. pulmonalis (Fk "Lunge", fei) erwärmende und Keuchatmung beseitigende Wirkung tritt auf diese Weise deutlicher hervor. Raphani semen (Laifuzi) wirkt nach dem Rösten nicht mehr anhebend, sondern absenkend, und seine Wirkung ändert sich von einem emetischen Mittel zu einem, das vorrangig das Qi absenkt, pituita („Schleim“, tan) umwandelt, Verdauungsblockaden auflöst und Spannungen (im Abdomen) beseitigt. Nur nach Rösten und Zermörsern werden die besonderen Eigenschaften dieser Arzneimittel ins Dekokt übergehen und sich die Wirkung entfalten. In diesem Workshop wird eine Reihe anderer Rezepturen in ähnlicher Weise erläutert. | ||
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Akupunkturforschung: Stand und Aussichten aus einer internationalen Perspektive30 min, deutschInhalt / abstract ![]() Mit über 1.000 randomisierten Studien gehört Akupunktur zu den am besten untersuchten Verfahren im Bereich der komplementären und integrativen Medizin. Die Studienergebnisse zeigen, dass Akupunktur z.B. bei Schmerzerkrankungen effektiver ist als alleinige Routineversorgung und teilweise sogar einer Standardtherapie überlegen ist. Auch Ergebnisse aus dem Bereich des Neuroimaging geben interessante Hinweise zur Wirksamkeit der Akupunktur. Grundsätzlich ist bei der Interpretation von Forschungsergebnissen zu berücksichtigen, dass Akupunktur eine komplexe Intervention ist, die eine Vielzahl von Aspekten zusammenfasst (Nadelungskomponenten, spezifische und unspezifische Nicht-Nadelungskomponenten), und für einige der Aspekte viele Fragen nicht beantwortet sind. | ||
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Neue archäologische Funde am Laoguanshan in China und ihre praktische Bedeutung für Akupunktur und Moxibustion30 min, chin./deu.Inhalt / abstract ![]() Am Berg Laoguanshan in der Nähe von Chengdu wurden in einem Grab aus der Han-Dynastie (206 v. Chr. – 220 n. Chr.) wertvolle kulturelle Zeugnisse der chinesischen Medizingeschichte gefunden. Unter diesen Funden sind neun medizinische Kompilationen, die aus 920 beschriebenen Bambusstreifen und 50 hölzernen Schrifttafeln (mit ins gesamt etwa 20.000 chinesischen Schriftzeichen) bestehen. Sie konnten als die verschollenen Schriften der medizinischen Tradition des berühmten Arztes Bianque identifiziert werden. Noch wichtiger ist, dass zusammen mit diesen Schriftfunden eine mit Leitbahnen bemalte mensch liche Figur entdeckt wurde, auf der verschiedene chinesische Schriftzeichen wie „Herz“ oder „Lunge“ eingeritzt sind. Dieses medizinische Modell gilt bislang als das früheste und vollständigste Exemplar seiner Art in China. | ||
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Acht Verfahren zum Klären von „Hitze“ (calor, re) in der Dermatologie30 min, eng./deu.Inhalt / abstract ![]() „Hitze“ (calor, re) ist in der Chinesischen Medizin ein extrem wichtiges und weit reichendes Konzept, das bis zu einem gewissen Grad mit dem Entzündungsprozess der westlichen Medizin korrespondiert. Dieser Vortrag bespricht und vertieft die acht häufigsten Verfahren zur Klärung von „Hitze“ (calor, re) in der Behandlung von Hauterkrankungen. Dieser Leitfaden dient als Ausgangspunkt, um die verschiedenen Schichten des Körpers zu untersuchen, in denen sich „Hitze“ (calor, re) befinden kann, und um die Hauptdrogen und Arzneikombinationen zu verstehen, die zur Klärung dieser „Hitze“ (calor, re) verwendet werden. An Falldarstellungen aus Mazins eigener Praxis wird die Anwendung in der klinischen Praxis verdeutlicht. | ||
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Alle Krankheiten beginnen im Fk Lunge – zur tieferen Bedeutung eines Grundsatzes der Chinesischen Medizin30 min, deutschInhalt / abstract ![]() Gemäß den Grundsätzen der Chinesischen Medizin ist „der Fk Lunge der Meister des Qi“, denn in der Chinesischen Medizin basiert alles auf dem Qi. Entsprechend herrschte in der Vormoderne die Ansicht vor, dass alle Krankheiten auf Dysregulierungen des Qi-Flusses im menschlichen Körper zurückzuführen sind. Infolge der Einflüsse der westlichen Medizin auf die klinische Anwendung der Chinesischen Medizin wird dem Fk Lunge in jüngster Zeit nur noch sekundäre Bedeutung beigemessen, und er wird nur noch bei Erkrankungen berücksichtigt, an denen die anatomische Lunge beteiligt ist, wie zum Beispiel bei Bronchitis oder Asthma. In diesem Vortrag gibt Professor Frühauf Einblick in die klinische Tätigkeit des Qing- zeitlichen Gelehrten und Arztes Huang Yuanyu, der dem Fk Lunge bei der absenkenden und aufsteigenden Qi-Dynamik im Körper eine vorrangige Rolle zusprach. Des Weiteren wird er seine Erfahrungen in der Klinik des Altarztes Wu Sheng´an aus Shaanxi schildern, der ein moderner Vertreter von Huang Yuanyus Lehren ist. Er behandelt zahlreiche schwere und chronische Erkrankungen wie Krebs und Herzleiden, indem er sich vor allem auf den Fk Lunge konzentriert. | ||
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Hasselbach, Dr. med. und Dr. phil. Yumiko Lindgard von Schweizer-Aarau, Dr. med. Annemarie Wiebrecht, Dr. med. Axel Englert, Prof. Dr. Stefan Thaler, Prof. C.
Panel 1: Kinderwunsch120 min, deutschInhalt / abstract ![]() 4 Vorträge à 20 Min., Chair: Prof. Dr. C. Thaler Dr. Stefan Englert TCM bei Kinderwunsch: Hype oder gesicherte Fertilitätsmedizin? Seit Jahren erfreut sich der ergänzende Einsatz von Methoden der Chinesischen Medizin im Rahmen der Kinderwunschtherapie zunehmender Beliebtheit. Wann und wie lange sollte oder darf eine alleinige Therapie mit TCM stattfinden? Bei welchen Befundkonstellationen ist zu ART-assistierten Reproduktionstechniken wie IVF, ICSI, Kryotransfer als begleitende Maßnahme zu raten? Wo liegen die Grenzen von Akupunktur und chinesischer Arzneitherapie – hinsichtlich Wirksamkeit, aber auch möglicher Nebenwirkungen? Was sollten Therapeuten im Fall einer eingetretenen Schwangerschaft beachten? Dieser Vortrag bietet zunächst eine Übersicht über den Stand der aktuellen Datenlage und der Evidenz dieser Studien. Was dürfen wir daraus schließen? Der Vortrag vermittelt neben praktischen Aspekten einer Kinderwunschbehandlung mit den Therapiemethoden der TCM auch Empfehlungen für die Praxis, wann und wie diese nach derzeitigem Wissenstand am sinnvollsten eingesetzt werden sollten. Prof. Dr. Christian Thaler, Dr. Yumiko L. von Hasselbach ART meets TCM – Kasuistiken aus der Kinderwunschbehandlung Seit der Geburt von Louise Brown (1978) kamen nach Nutzung der assistierten Fortpflanzung (ART) weltweit über 5 Millionen Kinder zur Welt. Bei Transfer von zwei gut entwickelten Blastozysten können Schwangerschaftsraten von etwa 40 % erreicht werden. Probleme bereiten vor allem Frauen mit verminderter ovarieller Reserve, denn bei diesen finden sich pro Behandlungszyklus nur wenige und oft aneuploide Oozyten mit nachfolgend deutlich verminderten Schwangerschaftsraten. Ein weiteres Problemkollektiv stellen Frauen mit rezidivierendem Implantationsversagen dar, denn bei ihnen tritt auch nach Transfer von zahlreichen optimal entwicklungsfähigen Embryonen keine Schwangerschaft ein. In der Chinesischen Medizin hat die Behandlung von Kinderwunsch eine Jahrtausende lange Geschichte. Ihre enorme Bedeutung sieht man zum Beispiel im Aufbau von Sun Simiaos 30-bändiger klinischer Enzyklopädie „Wichtige Rezepturen, die tausend Goldstücke wert sind“ (Qianjin yaofang) aus der Tang-Dynastie (7. Jh.). Die Bände 2 bis 4 sind der Gynäkologie und darin das erste Kapitel dem Kinderwunsch gewidmet! Auch wenn größere randomisierte Studien hier schwer durchführbar sind und deshalb meist fehlen, weisen umfangreiche Erfahrungen und viele Einzelbeispiele darauf hin, dass die Chinesische Medizin gerade in der Vorbereitung und Begleitung von Maßnahmen der assistierten Fortpflanzung erhebliche Vorteile mit sich bringen kann. Es scheint daher von großem Wert, beide medizinische Welten in offener und umsichtiger Weise zu kombinieren. Die fruchtbare Zusammenarbeit von ART und TCM wird in beispielhaften Kasuistiken dargestellt. Dr. Annemarie Schweizer-Arau Reduktion der Beschwerden bei Endometriose-Patientinnen: Ergebnisse einer prospektiven randomisierten Studie Bei Endometriose, einer der häufigsten gynäkologischen Erkrankungen, findet sich endometriumartiges Gewebe außerhalb der Gebärmutterhöhle. Chronische Unterbauchbeschwerden, Dysmenorrhoe, Dyspareunie und Sterilität stellen die häufigsten klinischen Symptome dar. Ziel der Studie war es, die Wirksamkeit der systemischen Autoregulationstherapie (SART) – einer Kombination von Aku-Moxa-Behandlung und tiefenpsychologischer Psychotherapie – auf die Symptomatik von Endometriose-Patientinnen zu untersuchen. In unserer prospektiven, randomisierten, kontrollierten Studie (RCT) nahmen 67 Patientinnen mit verifizierter Endometriose teil, 83 % litten mehr als 5 Jahre an Schmerzen. Primärer Zielparameter: Responderanteil = Anzahl der Patientinnen mit mindestens 50-%-iger Schmerzreduktion. Nach 3 Monaten Therapie (max. 10 Stunden) betrug der Responderanteil in der Behandlungsgruppe 44 %, aber nur 4 % in der Kontrollgruppe (Chi-Quadrat-Test p<0.001). Nur die Behandlungsgruppe zeigte zudem eine signifikante Besserung der Lebensqualität (SF12), des allgemeinen Wohlbefindens (FW7), der Ängstlichkeit und Depressivität (HADS) und der Arbeitsfähigkeit (Anzahl beeinträchtigter Arbeitstage). Nach 6 Monaten zeigten die nunmehr ebenfalls behandelten Patientinnen der Kontrollgruppe vergleichbare signifikante Verbesserungen der Symptomatik (48 % Responder). Erste Daten des 2-Jahres-Follow-Ups weisen darauf hin, dass die Besserungen von Dauer sind. Dr. Axel Wiebrecht Gentoxizität chinesischer Arzneidrogen – wie gehen wir in der Schwangerschaft damit um? Das Thema Mutagenität oder Gentoxizität wird in sonst ausgezeichneten Standardlehrbüchern der Materia Medica weitestgehend ausgeblendet. Dabei gibt es nicht erst seit den letzten Jahren eine Fülle von experimentellen Daten negativer und positiver Art hierzu. Während wir die negativen Ergebnisse gern zur Kenntnis nehmen, werfen die positiven erhebliche Fragen auf. Davon sind auch einige Mittel betroffen, die in der Schwangerschaft einen höheren Stellenwert haben. Gentoxizität und Mutagenität beinhalten das Risiko einer späteren Krebsentstehung. Dass das keine bloße Theorie bleiben muss, zeigt eine Studie aus Taiwan, die bei ca. 15 Jahre alten Kindern eine erhöhte Rate von Gehirntumoren aufzeigte, wenn die Mütter in der Schwangerschaft Coptidis rhizoma (Huanglian) eingenommen hatten[1]. Derartige Studien sind jedoch die Ausnahme, die Daten sind in aller Regel experimenteller Art aus Tier- oder In-vitro-Versuchen. Diese können nur bedingt auf den Menschen übertragen werden. Dennoch gilt die Regel: Im Zweifelsfall ist von einem Risiko auszugehen. Der Vortrag versucht, sich der schwierigen Frage zu stellen, welche Schlussfolgerungen für die Anwendung wir aus den vorliegenden Daten ableiten. [1] Chuang CH, Doyle P, Wang JD, et al. Herbal medicines during pregnancy and childhood cancers. Pharmacoepidemiol Drug Saf 2009;18:1119-20 | ||
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Liang Fanrong, Prof. Dr. med. Dr. phil. Brinkhaus, Prof. Dr. med. Benno Witt, Prof. Claudia Hummelsberger, Dr. Josef
Panel 2: Wissenschaft90 min, deutschInhalt / abstract ![]() 4 Vorträge à 20 Min., Chair: Dr. J. Hummelsberger Prof. Liang Fanrong Fortschritte bei der Erforschung der Spezifität von Akupunkturpunkten in China Seit 2006 werden in China zahlreiche Studien zur Spezifität von Akupunkturpunkten durchgeführt, um in der weltweit geführten Debatte Klarheit zu schaffen. Unter Einbeziehung von Daten aus der klinischen Epidemiologie, Molekularbiologie, Biophysik, Neuroimaging und Metabolomik wurden verschiedene multidisziplinäre Ansätze miteinander kombiniert, um die Spezifität von Akupunkturpunkten sowie ihre biologischen Grundlagen und ihr Funktionsprinzip besser zu erforschen. Prof. Dr. Benno Brinkhaus Akupunktur bei Patienten mit Saisonaler Allergischer Rhinitis – eine randomisierte kontrollierte Multi-Center-Studie und Folgeprojekte Akupunktur wird häufig bei Patienten mit saisonaler allergischer Rhinitis (SAR) (Heuschnupfen) eingesetzt. Ziel einer dreiarmigen, randomisierten, kontrollierten Multi-Center-Studie war es, die Wirksamkeit von Akupunktur plus Bedarfsmedikation (BM, Cetirizin) vs. Sham-Akupunktur plus Bedarfs medikation (BM) vs. BM alleine bei 422 Patienten mit SAR zu untersuchen. Akupunktur führte zu statistisch signifikanten Verbesserungen in der erkrankungsspezifischen Lebensqualität und zu einem signifikant niedrigeren Bedarf an Antihistaminika nach 8 Wochen im ersten und nach 8 Wochen im zweiten Jahr. Aus dieser Studie ergeben sich deutliche Hinweise auf die Wirksamkeit von Akupunktur bei allergischer Rhinitis. Ziel des Vortrages ist es, die ACUSAR-Studie kurz vorzustellen und auf die Ergebnisse der Substudien u.a. auch der gesundheitsökonomischen Analyse einzugehen. Ziel von zwei bereits ausgewerteten Substudien war zu untersuchen, ob Akupunktur einen Einfluss auf das autonome Nervensystem hat und ob die durch den Fragebogen zur autonomen Regulation (aR) gemessene Konstitution der Patienten einen Einfluss auf das Ergebnis hat. Ziel einer experimentellen Studie ist es, mögliche Veränderungen von Immunparametern im Blut und im Nasensekret durch Akupunktur zu untersuchen. Danksagung: allen Co-Autoren, Patienten, Ärzten, Mitarbeitern der Charité und Kooperationspartnern Prof. Dr. Claudia Witt Akupunktur: Welche Patienten profitieren am meisten und welche Ärzte haben den größten Erfolg? Im Sinne einer patientenzentrierten Versorgung ist es von Vorteil, die Patientengruppen zu identifizieren, die mehr von einer Therapie profitieren als andere Patientengruppen. Zudem möchten Fachverbände die Qualität der Anbieter sichern und benötigen dafür sinnvolle Parameter. In diesem Vortrag werden die Ergebnisse der bisherigen klinischen Forschung genutzt, um folgende Fragen zu beantworten: Welche Patienteneigenschaften sagen einen besseren Therapieerfolg voraus? Welche Arzteigenschaften machen einen erfolgreicheren Akupunkteur aus? Dr. Josef Hummelsberger Ergebnisse der SMS-Therapiebeobachtung zu chronischer Rhinosinusitis Wegen der aktuellen gesetzlichen Vorgaben lassen sich RCTs mit chinesischen Arzneimitteln, die chinesische Syndromdifferenzierungen erfordern, nur sehr schwer durchführen. Wir wählten daher das Design einer Therapiebeobachtung, das einerseits eine zufällige Verteilung der Dekokte aus bayerischem Anbau vs. chinesischer Importware gewährleistete, andererseits aber den Ärzten therapeutische Freiheit ließ. Nach einem Delphi- Prozess unter Einbeziehung von Experten und klassischer Literatur wurde eine chinesische Arzneirezeptur aus 10 Arzneimitteln ausgewählt. Eine Gruppe erhielt dieses Dekokt aus überwiegend bayerischem Anbau, die anderen Dekokte waren rein aus Importware hergestellt. Die Patienten nahmen die Dekokte jeweils 4 Wochen ein, danach folgte nach 8 Wochen ein Follow-up. Hauptzielparameter waren numerische Rating- Skalen mit den Hauptsymptomen. Insgesamt wurden 64 Patienten eingeschlossen, es gab 2 Drop-outs, die Verteilung nach Alter und Geschlecht war gleich. Die weiteren Resultate werden beim Kongress dargestellt. | ||
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Panel 3: Onkologie90 min, deutschInhalt / abstract ![]() 3 Vorträge à 30 Min., Chair: N. N. Prof. Dr. Jan Baak Der Effekt einer adjuvanten TCM-Phytotherapie auf die Prognose und Lebensqualität bei m etastasierendem Nichtkleinzelligem Lungencarcinom (NSCLC), behandelt mit einer platinhaltigen Chemotherapie Bei einem Vergleich von Patienten mit metastasiertem Nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) wurde ambulant entweder mit einer platinhaltigen Chemotherapie oder mit Chemotherapie und adjuvant mit TCMKräutern behandelt. Die Einjahres-Überlebensraten waren ohne Kräuter 27 % und mit Kräutern 78 % (p<0.0001). Diese Zahlen korrespondieren mit unabhängigen amerikanischen prospektiven Fall-Kontroll-Studien zu metastasierten kolorektalen und Bronchialkarzinomen. Eine prospektive randomisierte doppelblinde klinische Studie zeigte, dass die Lebensqualität (QOL) von Patienten mit Chemotherapie und chinesischen Kräutern durchwegs besser war als von Patienten mit Chemotherapie und Placebo. Außerdem traten Übelkeit und Erbrechen nur in 14 % statt in 56 % der Fälle auf (p=0.002). Bei mit platinhaltiger Chemotherapie behandeltem metastasiertem NSCLC verbessert die zusätzliche Behandlung mit TCM-Kräutern sowohl die Prognose als auch die Lebensqualität. Eine prospektive multizentrische randomisierte Studie wäre notwendig, um diese Ergebnisse zu bestätigen, aber nationale Bestimmungen machen diese Studien faktisch unmöglich. Dr. Hans Lampe Integration der Chinesischen Medizin in Behandlungskonzepte der Universitätsmedizin Rostock Die Fortschritte der westlichen Medizin in der 2. Hälfte des letzten Jahrhunderts haben bei malignen Erkrankungen zu Heilungsraten von über 50 % geführt. Die wesentliche Voraussetzung dafür ist eine zunehmend genauere Identifizierung der fehlregulierten Zellen und darauf aufbauend zielgerichtete Behandlungen. Dieses Vorgehen stößt an Grenzen, wenn keine Zielstruktur für die Therapie identifiziert werden kann. Die Chinesische Medizin ermöglicht hier oft eine Diagnose, welche zu wirksamen therapeutischen Konsequenzen führt. Dabei werden krankheitsbedingt Veränderungen der Körperfunktionen erfasst und behandelt. Ziel dieser Behandlung ist nicht der Angriff an der Tumorzelle, sondern ein gestörtes Gleichgewicht im Körper wieder zu korrigieren. Ein Erfolg versprechender Ansatz ist die Kombination beider Therapieverfahren: eine zielgerichtete Therapie gegen die malignen Zellen und eine zielgerichtete Therapie auf die gestörte Körperfunktion. Dabei stehen die Möglichkeiten, eine belastende Behandlung verträglicher zu gestalten und Therapieresistenzen zu beeinflussen, den Risiken unerwünschter Wechselwirkungen und der Beeinflussung kurativer und lebensverlängernder Maßnahmen gegenüber. Dies ist bei einem gleichzeitigen Einsatz beider Therapien zu berücksichtigen, bei einem sequentiellen Einsatz lassen sich unerwünschte Wechselwirkungen vermeiden. Für das Konzept liegen Einzelfallberichte und kleine Beobachtungsstudien vor, es kann in kontrollierten Studien geprüft werden. Dr. Stefan Hiller Fallbeispiel Leberversagen nach Chemotherapie eines NHL und chronisch aktiver Hepatitis C Am 1. August 2013 sitzt ein Patient, den ich aus früheren Jahren wegen der Therapie einer chronisch-aktiven Hepatitis C kenne, völlig erschöpft auf dem Bürgersteig vor meiner Praxis. Ich erkenne ihn kaum wieder: Er ist ausgezehrt, die Arme und Beine abgemagert, der Bauch stark angeschwollen. Bei ihm war vor sechs Monaten ein aggressives Non-Hodgkin- Lymphom diagnostiziert worden. Er hatte fünf Zyklen Chemotherapie bekommen, darunter eine Pilzpneumonie mit Zeichen einer Sepsis entwickelt, die unter anderem mit Amphotericin behandelt werden musste. Infolgedessen und einer Aktivierung der chronischen Hepatitis C entwickelte er Leberversagen. Die Hepatologie der Medizinischen Hochschule Hannover zeigt sich aufgrund der Komplexität des Falls ratlos. Der Patient äußert im Gespräch den Wunsch, wenigstens noch seinen 55. Geburtstag feiern zu können, der in diesem Jahr im Juni sei. Anhand dieses hochkomplexen Falls soll erläutert werden, wie eine chinesische Behandlungsstrategie bei „verknoteten“ Mustern entwickelt werden kann. Auf meine Anmerkung, das wäre eine sehr schwierige Herausforderung, erwidert der Patient trocken: „Nu machen Sie mal nicht schlapp, Herr Doktor!“ Die Leber hat sich erholt, die Viruslast ist deutlich gesunken, das NHL ist stabil in der Regression, und der Patient hat wieder auf dem Fußballplatz ein paar Bälle geschossen. | ||
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Burnout und Baihebing (Bulbus-Lilii-Syndrom)90 min, deutschInhalt / abstract ![]() Workshop Unruhe und Ruhelosigkeit, Erschöpfung und Schlaflosigkeit, Lustlosigkeit und der Drang oder Zwang, ständig etwas tun zu müssen: Dies sind nur einige Symptome eines Burnout-Syndroms, wie es heute immer öfter diagnostiziert wird. Die Ursachen sind vielfältig, psychologische wie soziale und gesellschaftliche Faktoren spielen ebenso eine Rolle wie somatische Störungen, ernährungsbedingte Probleme und andere heute fast schon normale Lebensgewohnheiten. Die Chinesische Medizin kann in allen Stadien des Burnout-Syndroms mit gutem Erfolg angewendet werden. Dies soll im Workshop am Beispiel des Bulbus-Lilii-Syndroms (Baihebing) dargestellt werden. Dieses Krankheitsbild wurde erstmals von Zhang Zhongjing in der “Abhandlung über schädigende Kälte” (Shanghan lun) beschrieben und zeichnet sich dadurch aus, dass Bulbus Lilii (Baihe) eine wesentliche Arznei in den therapeutisch verwendeten Rezepturen ist. Im Workshop wird das Burnout-Syndrom in seinen unterschiedlichen Ausprägungen kurz dargestellt, und die Ursachen werden erörtert. Weiter sollen die verschiedenen Behandlungsoptionen der Chinesischen Medizin unter besonderer Berücksichtigung des Baihebing dargestellt, wobei auch auf notwendige psychosoziale Maßnahmen eingegangen wird. | ||
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Therapie von kardiovaskulären Erkrankungen und Hypercholesterinämie mit klassischen Rezepturen90 min, deutschInhalt / abstract ![]() Workshop Das Shanghan lun (Abhandlung über durch algor/äußere Agenzien induzierte Erkrankungen) und das Jingui yaolüe (Wesentliche Rezepte aus der Goldenen Schatulle) gehören zu den wichtigsten klassischen Phytotherapie- Lehrbüchern der Chinesischen Medizin (2. Jahrhundert n. Chr.). Die darin enthaltenen Rezepturen sind auch heute noch hochaktuell und werden in China, aber z.B. auch in Japan (Kampo-Medizin) eingesetzt, um eine Vielzahl von Erkrankungen erfolgreich zu behandeln. Anhand der (im Vergleich zur TCM-Lehre) etwas anderen Einteilung der Pathologien im Shanghan lun und im Jingui yaolüe ist es manchmal schwierig, die passende Diagnose und Rezepturverschreibung für die Patienten zu finden. Im Kurzworkshop zusammen mit Dr. Alexander Simon werden aus diesen beiden Werken einige wenige hochwirksame Basis-Rezepturen zur Behandlung von kardiovaskulären Risikokonstellationen und Erkrankungen detailliert bis hin zur Zubereitung besprochen. Die vorgestellten Rezepturen können für diese Patienten einen großen Zugewinn bedeuten. Ziel ist es, dass die Teilnehmer diese Rezepturen auch ohne vollständiges Wissen der genannten Werke sofort erfolgreich in der Praxis anwenden können. | ||
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Soforteffekte in der Akupunktur durch systematische Leitbahnkombinatorik90 min, deutschInhalt / abstract ![]() Systeme für Leitbahnkombinationen in der Akupunkturtherapie beruhen auf historischen Schriften und folgen einer definierten Logik, deren Systematik in dem Seminar genau analysiert und nachvollziehbar dargestellt wird. Dabei können für jede Leitbahn jeweils 5 balancierte Muster identifiziert werden. Durch systematische Leitbahnkombinatorik kann ein rationales Behandlungsprotokoll entwickelt werden, womit reproduzierbar Soforteffekte in der Therapie, insbesondere bei der Behandlung lokaler Schmerzen, innerhalb von Sekunden erreicht werden können. Diese erweiterten Einblicke in eine balancierte Akupunkturtherapie helfen dem Therapieanfänger bei der strategischen Auswahl der Punktkombinationen und geben dem erfahrenen Therapeuten über empirische Ansätze hinausgehende nachvollziehbare Werkzeuge an die Hand, die das Therapiespektrum erweitern. Neben den theoretischen Darstellungen werden praktische Fallbeispiele besprochen, so dass die Informationen sofort in die Praxis umgesetzt werden können. Dieses Konzept ist auch für Studien geeignet, da es ein individuelles Behandlungskonzept erlaubt, die Punktauswahl aber systematisch und rational nachvollziehbar erfolgt. Damit können fixe Punktkombinationen, wie in anderen Akupunkturstudien meist üblich, vermieden werden, was die Erfolgschancen der Studien deutlich erhöht. | ||
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Behandlung entzündlicher Erkrankungen mit chinesischer Medizin (Antibiotikaproblematik)90 min, deutschInhalt / abstract ![]() In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Begriff „Entzündung“ am ehesten durch den chinesischen Begriff „re“ (calor) definiert. Man spricht von „calor“, wenn ein krankhafter Prozess eine übermäßige Steigerung der Lebensdynamik bewirkt hat. Falls man den chinesischen Begriff „calor“ mit westlichen Erkrankungen, die einen entzündlichen Charakter haben, gleichsetzt, ist es so, dass die Ursächlichkeit einer calor-Symptomatik sehr viel differenzierter ist als die Ursächlichkeit einer Entzündungserkrankung. Ein „calor“ wird chinesisch durch eine Heteropathie (Schrägläufigkeit) im blockierten Energiefluss ausgelöst. Grob gesehen kann der Begriff „calor“ den 5 Yang- oder 5 Yin-Funktionskreisen zugeordnet werden. Außerdem gibt es noch eine Zuordnung von calor im Bereich der Wehrenergie, der Qi-Ebene, im Bereich der Bauenergie und im Bereich der Xue-Ebene. Chinesisch gesehen ist der Begriff „Entzündung“ in erster Linie ein energetischer Prozess und weniger ein Prozess, der bestimmten Erregertypen zugeordnet ist. Im Vortrag sollen klinisch die Behandlung entzündlicher Erkrankungen aus verschiedenen Fachrichtungen diskutiert und ebenso nicht entzündliche calor-Erkrankungen erwähnt und klinisch diskutiert werden. Es gibt bei einigen entzündlichen Erkrankungen Alternativen in der Traditionellen Chinesischen Medizin zum Einsatz von Antibiotika. Bei manchen klinischen Bildern ist der Einsatz von Antibiotika aus chinesischer Sicht sogar kontraindiziert | ||
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Allergien mit Keuchatmung und Juckreiz bei Kindern und ihre Therapie mit Tuina in der Remissionsphase sowie Empfehlungen zu Ernährung und Lebensführung210 min, chin./deu.Inhalt / abstract ![]() Vermehrt leiden Kinder heute unter Keuchatmung und Juckreiz im Zusammenhang mit Allergien. Experten betrachten die zunehmende Verschmutzung unserer Umwelt als eine wesentliche Ursache. Han Chaling führt zusätzlich vor Augen, wie Aspekte der Lebensführung wie eine unangemessene Ernährung oder ein unregelmäßiger Tagesablauf das ursprüngliche Qi (qi originale, yuanqi) schmälern. Sie führen zu einer Defizienz des geradläufigen Qi (Orthopathie, zhengqi), weshalb Schrägläufigkeiten (Heteropathien, xie) von außen eindringen und Störungen bewirken können. Der Grundsatz „Wenn im Inneren Orthopathie besteht, kann keine Heteropathie entstehen, wenn eine Heteropathie eindringt, muss das Qi geschwächt sein“ nennt nicht nur die Ursache der Störungen, er weist auch einen Weg, wie die Erkenntnisse der Chinesischen Medizin im Alltagsleben einzusetzen sind, um das ursprüngliche Qi (qi originale, yuanqi) von Kindern zu regulieren. Durch ein Zusammenspiel von Techniken der Tuina, diätetischen Maßnahmen und einen geregelten Tagesablauf kann das ursprüngliche Qi (qi originale, yuanqi) ganz allmählich und schrittweise im Alltagsleben genährt und entwickelt werden – eine wichtige Voraussetzung, ohne die auch die beste Medizin nur schwer wirksam sein kann. | ||
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Über den Zusammenhang zwischen Akupunktur und dem Zeitpunkt der Therapie90 min, deutschInhalt / abstract ![]() Han Jianshan gibt hier einen Einblick in die Besonderheiten der Chrono-Akupunktur seines berühmten Vaters Han Shaokang. Er beleuchtet dabei die Bedeutung des Zeitpunktes einer Therapie aus verschiedensten Blickwinkeln und erläutert ihn in Zusammenhang mit dem Zustand des Qi, der Auswahl der Akupunkturpunkte, dem „Überwachen des Qi“ (houqi), der Entscheidung für die Stichtiefe sowie auch den Kontraindikationen für eine Akupunkturbehandlung. | ||
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Zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen mit Chinesischer Medizin210 min, deutschInhalt / abstract ![]() In modernen Industriegesellschaften werden Autoimmunerkrankungen immer häufiger. Aus Sicht der westlichen Medizin sind die komplexen Mechanismen des Immunsystems immer noch schwer zu verstehen, und Autoimmunstörungen gelten als schwierig zu behandeln. Als ein medizinisches System, das sich hauptsächlich auf die Befindlichkeit des Individuums konzentriert, verfügt die Chinesische Medizin über ein gutes theoretisches Rüstzeug, um auf die vielfältigen Manifestationen autoimmuner Dysregulierung zu reagieren. Da sie sich jedoch eng an den übermächtigen Konzepten der westlichen Medizin orientiert, fehlt es der TCM gegenwärtig an der nötigen konzeptuellen Klarheit, um Autoimmunprobleme aus rein chinesischer Sicht anzugehen. In diesem Workshop stellt Prof. Frühauf eine Methodologie vor, die dazu verhelfen soll, „rätselhafte Syndrome“ bei Störungen des Autoimmunsystems unter Berücksichtigung der Grundsätze der klassischen Chinesischen Medizin besser zu verstehen und zu behandeln. Unter Rückgriff auf seine 25-jährige Erfahrung bei der Behandlung schwieriger Erkrankungen erklärt er vor allem die Rolle der Funktionskreise Milz, Dünndarm, Blase, Drei Wärmebereiche, Leber und Niere bei der Diagnose und Behandlung von verschiedenen Autoimmunerkrankungen. | ||
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Panel 8: Pädiatrie90 min, deutschInhalt / abstract ![]() 3 Vorträge à 40 Min., Chair: Dr. F. Berz Dr. Florian Berz TCM in der Pädiatrie – Verdauungsstörungen und Infektanfälligkeit Es werden zwei häufige Problemfelder der kinderärztlichen Praxis, Verdauungsstörungen und die sogenannte Infektanfälligkeit, aus Sicht der TCM erörtert. Anhand der kindlichen Entwicklung werden Schwachstellen und typische pathogene Muster ersichtlich, insbesondere im Bereich der Fk „Milz“ und „Magen“ (oo. lienalis et pulmonalis, pi fei). Hauptaufgabe des kindlichen Organismus sind Wachstum und Entwicklung. Voraussetzung hierfür ist eine ausreichende und hochwertige Nahrungsaufnahme und -weiterverarbeitung. Ein reibungsloses Funktionieren der Fk „Milz“ und „Magen“ (oo. lienalis et stomachi, pi wei) ist dabei essentiell. Die Entwicklung von „Feuchtigkeit“ (humor, shi) und eine energetische Schwäche (depletio, xu) des Qi des Fk „Milz“ (qi lienale, piqi) sind häufige Ursachen für Verdauungsstörungen. Für die Abwehr von außen kommender Pathogene ist der Fk „Lunge“ (o. pulmonalis, fei) verantwortlich. Da dieser noch zart und die Wehrenergie (qi defensivum, weiqi) noch schwach und anfällig ist, kommt es leicht zu Erkältungen bzw. im Verlauf zu schwerwiegenderen Infektionen, besonders der Atemwege. Ursächlich liegt meist eine „Wind-Kälte“ (algor venti, fenghan) vor, die jedoch leicht in „Hitze“ (calor, re) umschlägt. Die Entwicklung von „Feuchtigkeit“ (humor, shi) bis hin zu „Schleim“ (pituita, tan) kommt oftmals hinzu. Die Besonderheiten der Therapie mit TCM liegen sicherlich in der Unberechenbarkeit der kindlichen Compliance. Im Rahmen der Akupunktur können neben der klassischen Nadelakupunktur die Laserakupunktur, Akupressur und Tuina zum Einsatz kommen. Bei der Arzneitherapie steht der Einsatz von Tropfenlösungen, den hydrophilen Konzentraten, im Vordergrund, bei älteren Kindern auch Fertigarzneien und die klassischen Teeabkochungen. Dr. Claudia Wegener Qigong und Yangsheng im Kindes- und Jugendalter Die Kindheit und Jugendzeit ist aus Sicht der TCM der Wandlungsphase Holz zugeordnet, was Wachstum und Widerstandskraft bedeutet. Anderer seits ist, nach Theorien der Chinesischen Medizin, der Körper eines Kindes durch die Zartheit der Funktionskreise (v.a. des Mitten- Funktionskreises o. lienalis), die Unreife von Gestalt und Qi sowie sein „junges Yin und junges Yang“ gekennzeichnet und daher schnell störbar. Mit Qigong und Yangsheng können wir Kinder auf ihrem Wachstums- und Entwicklungsweg unterstützend begleiten, Übungen in Abhängigkeit von Störungsbildern einsetzen oder präventiv zur inneren Stabilisierung beitragen. Anhand von Beispielen werden die Grundprinzipien des Qigong und ihre Einsatzmöglichkeiten bei Kindern dargelegt. Dr. Helen Wai-Ngan Schreiber Die Behandlung von ADS/ADHS mit TCM Die “Mode-Diagnose” ADS für das bekannte Phänomen eines hyperaktiven und leicht ablenkbaren Kindes kommt aus der Entwicklung der modernen Kinderpsychiatrie im 20. Jahrhundert. Auch in der TCM ist der diagnostische Begriff „Hyperaktivitätssyndrom“ (duodong zonghezheng | ||
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Panel 9: Arzneimittel und Paozhi120 min, deutschInhalt / abstract ![]() 4 Vorträge à 30 Min., Chair: Dr. R. Nögel Patrick Kwik Paozhi – aus Sicht des Apothekers – Welche Möglichkeiten haben wir in der öffentlichen Apotheke? – Welche Anforderungen gibt es? – Welche Arzneimittel stehen zur Verfügung? Patrick Kwik gibt eine Übersicht über die aktuelle Situation in deutschen Apotheken und stellt wissenschaftliche Ergebnisse von Versuchen der Arbeitsgemeinschaft der deutschen TCM-Apotheken vor. Die TCM-Apo AG ist ein Zusammenschluss deutscher Apotheken aus dem gesamten Bundesgebiet, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine qualitativ hochwertige Versorgung der Patienten mit Arzneimitteln der TCM und damit einen optimalen Arzneimittel-Sicherheitsstandard zu gewährleisten. Ziele der AG sind: − Arzneimittelsicherheit für Patienten − Verwendung zertifizierter Kräuter nach Arzneibuch (Identitätsprüfung, fremde Bestandteile, Pestizidprüfung, Schwermetallprüfung, Mikrobiologieprüfung, Aflatoxinprüfung) − Beste Qualität für eine erfolgreiche Therapie − Fachkompetenz durch regelmäßige Fortbildung − zuverlässige Bearbeitung der Verordnungen durch qualifiziertes Fachpersonal. Dr. Ute Engelhardt Zur Bedeutung von Zusatzmitteln bei der Aufbereitung chinesischer Arzneimittel Bei der Prozessierung chinesischer Arzneimittel (Paozhi) kommen verschiedene Zusatzmittel zum Einsatz, die in Zusammenhang mit der jeweiligen Paozhi-Methode dazu dienen, Rohware je nach Zielsetzung haltbar zu machen, zu entgiften und/oder in ihrer therapeutischen Wirkrichtung zu modifizieren. Zwischen Zusatz- und Arzneimitteln besteht ein komplexes Wechselspiel, das als eine Schnittstelle zwischen chinesischer Diätetik und Arzneimitteltherapie angesehen werden kann. Der Vortrag soll einen kurzen Überblick über die Wirkweise der Zusatzmittel geben, die sich in feste und flüssige unterteilen lassen. Feste Zusatzmittel sind z.B. Reis, Weizenkleie, Tofu, Lehm, Muschelkalk und Sand; flüssige Zusatzmittel sind z.B. Reiswein, Essig, Honig, Salzwasser etc. Darüber hinaus wird auch kurz auf die Problematik des standardi sierten Einsatzes dieser Zusatzmittel in Apotheken eingegangen. Prof. Hu Changjiang Die korrekte Anwendung von Paozhi in Rezepturen Die Zielgerichtetheit und die Effektivität einer Rezeptur lässt sich deutlich erhöhen durch die Auswahl unterschiedlicher Paozhi-Formen. Chinesisch mit deutscher Übersetzung Dr. Rainer Nögel Klinische Bedeutungen der Prozessierung chinesischer Arzneimittel (Paozhi) – Stand des SMS-Paozhi-Projektes Die Prozessierungsmethoden chinesischer Arzneimittel (Paozhi) sind vielfältig und dienen dazu, Rohware je nach Zielsetzung haltbar zu machen, zu entgiften und/oder in ihrer therapeutischen Richtung zu modifizieren. Aus klinisch-therapeutischer Sicht kann die Wirksamkeit einer ganzen Rezeptur bzw. die Wirksamkeit einer ganzen Therapie mit chinesischen Arzneimitteln entscheidend davon abhängen, ob das richtig präparierte chinesische Arzneimittel eingesetzt wird. In diesem Vortrag soll der gezielte klinische Einsatz von Paozhi- Drogen an einzelnen, häufigen eingesetzten Arzneidrogen wie Cyperi rhizoma (Xiangfu), Angelicae sinensis radix (Danggui) oder Achyranthis bidentatae radix (Niuxi) illustriert werden, die im Rahmen des Paozhi- Projektes der SMS bereits monographisch erarbeitet wurden. Dabei wird auch ein kurzer allgemeiner Überblick über den aktuellen Stand des Paozhi-Projektes gegeben sowie über die daraus bereits erfolgten praktischen Umsetzungen berichtet. | ||
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Panel 10: DWGTCM120 min, deutschInhalt / abstract ![]() 3 Vorträge à 40 Min., Chair: Dr. S. Englert Dr. Stefan Englert Effektive Behandlungsstrategien bei Insomnie Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Beschwerden überhaupt. In diesem Vortrag werden die ´best of´-Ansätze aus Akupunktur, Arzneitherapie und Diätetik vorgestellt. Darüber hinaus wird aufgezeigt, bei welchem Patiententypus welcher Therapieansatz am erfolgversprechendsten eingesetzt werden kann. Neben den differenzierten Behandlungsempfehlungen werden zahlreiche praktische Hinweise für die Arbeit mit Insomnie-Patienten in der Praxis vermittelt Dr. Ingolf Hosbach „TCM-Community“ – wie wir uns selbst abschaffen Man hat es schon so häufig gehört, wie man es eigentlich nicht mehr hören möchte: die rasante Entwicklung der Medizin, die Verdoppelung des medizinischen Wissens alle 5 Jahre, die Heilsversprechen von Medizinprodukte- Herstellern, Pharma-Unternehmen und Gentechnikern bei gleichzeitiger Reduktion von Patientenleid auf behebbare Dysfunktionen bei abnehmender menschlicher Zuwendung. Als Kontrapunkt dieser Entwicklung sind zunächst die Akupunktur in den 1980er Jahren und später auch die anderen Therapiegebiete der Chinesischen Medizin angetreten – mit zunächst überwältigendem Erfolg. Doch den wilden Gründerjahren folgte spätestens ab 2007 ein zunehmender Gründerkrach, aus dem eigentlich immer noch kein rechter Ausweg gefunden scheint. Der Vortrag geht auf Ursachenforschung, analysiert die Systeme anderer Länder und stellt Vergleiche an. Innerdeutsch wird die TCMCommunity einer brachial-berufspolitischen Analyse ausgesetzt, um mit den Zuhörern zusammen neue Wege zu diskutieren, die wir in Deutschland gehen könnten. Die Einbindung der Zuhörer und die offene Diskussion soll die sonst berufspolitischen Vorträgen anhaftende Somnolenz-Gefahr auf ein Minimum reduzieren. Dr. Gunter Neeb Die Übersetzung des Yin Yi Tang Ye Jing – ein Happy End nach 3.700 Jahren? Bislang war das Tang Ye Jing in keiner Fassung in einer westlichen Sprache zugänglich. Mit Hilfe der DWGTCM-Wissenschaftsförderung wurde das Werk nun von Prof. Dr. Neeb und Mitarbeitern ins Deutsche übertragen. Ein 3.700 Jahre währender Wissenschaftskrimi sollte 2012 mit der weltweit ersten Übersetzung des antiken chinesischen Textes in eine westliche Sprache seiner Vollendung entgegengehen. Die kostenlose online-Bereitstellung als Open-Source-Rohtext wird es einer breiteren wissenschaftlichen Community ermöglichen, sich mit Text und Inhalten auseinanderzusetzen. Begonnen hat alles ca. 1.600 Jahre v. Chr. mit der blutigen Geburt einer neuen Dynastie Chinas, der Shang-Dynastie, welche mit dem Aufstieg eines Sklaven und Kochs zum Staatsminister verbunden war. Diesem ehemaligen Koch namens Yi (1648-1549 v. Chr.) wird die Schaffung eines der ersten chinesischen Medizin-Klassiker, dem Tang Ye Jing, zugeschrieben. Wie es damals üblich war, wurde sein Werk über die nächsten Jahrhunderte kontinuierlich weiterentwickelt und ergänzt. Während der Tang-Dynastie ging im 6. Jahrhundert das letzte bekannte Original des Tang Ye Jing verloren. Bereits im 8. Jahrhundert wurde versucht, diesen Text und andere grundlegende Werke der Chinesischen Medizin aus noch vorhandenen Quellen zu rekonstruieren – ein Unterfangen, welches bis heute nicht abgeschlossen ist. Somit existieren verschiedene rekonstruierte Fassungen je nach den zugrundeliegenden Quellen. Der Vortrag wird neben einem kurzen historischen Abriss eine praxisorientierte Einführung in das Tang Ye Jing für Kliniker jenseits von sinologischen Grundsatzdebatten beinhalten. | ||
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Klinische Erfahrungen mit der Boel-Akupunktur-Methode45 min, deutschInhalt / abstract ![]() Vor mehr als 10 Jahren hat der Däne John Boel eine Akupunkturmethode entwickelt, die sich als wirkungsvoll bei zahlreichen Augenerkrankungen erwiesen hat. Nach mehrjähriger Erfahrung mit dieser Akupunkturtechnik und Befunddokumentation wird über die Therapieergebnisse berichtet. Einführend wird diese Methode vorgestellt. Es folgen Fallbeispiele aus der augenärztlichen Praxis, die wenn möglich mit eigenem Bildmaterial veranschaulicht werden. Der Zuhörer soll eine besondere Akupunkturtechnik kennen lernen und erfahren, bei welchen Erkrankungen und Patienten diese Methode wirksam ist und wann man Vorsicht walten lassen sollte. | ||
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Podiumsdiskussion:60 min, deutschInhalt / abstract ![]() Moderation: Dr. J. Hummelsberger mit: Prof. Dr. Claudia Witt Dr. Ingolf Hosbach Prof. Liang Fangrong Prof. Heiner Frühauf NN | ||
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Falldarstellungen zur Akupunktur-Therapie bei Schmerzen nach den Grundsätzen der klassischen Werke zur Chinesischen Medizin180 min, chin./deu.Inhalt / abstract ![]() Huang Jianye erläutert seine Vorgehensweise bei der Akupunktur anhand von eindrucksvollen Fallbeispielen: Schmerzen im Lumbalbereich aufgrund einer massiven Überlastung, Schmerzen im unteren Abdomen, chro nischer Kopfschmerz im Zusammenhang mit Glaukom, bei Schmerzen rechtsseitig im Rippenbereich im Zusammenhang mit Leberkarzinom sowie bei Schmerzen im Brust- und Rippenbereich bei Depression. Huang Jianye verknüpft seine lebensnahen Fallbeschreibungen meis terhaft mit Ausführungen zu den klassischen Werken der Akupunktur. | ||
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Konstitutionelle Therapie und abdominelle Diagnose180 min, deutschInhalt / abstract ![]() Im Workshop zusammen mit Velia Wortman MD werden das Erkennen von konstitutionellen Merkmalen nach Kriterien von Dan Bensky und Huang Huang sowie die Befundermittlung innerhalb der Abdominaldiagnose vertieft, um ausgesuchte Rezepturen aus den klassischen Werken erfolgreich einzusetzen. Dieser Workshop ist sowohl für Einsteiger in diese Spezialdisziplin der Chinesischen Medizin als auch für die Teilnehmer der Vorkurse ausgerichtet. | ||
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Einfluss der Akupunktur auf den Augendruck und die Compliance bei Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom und okulärer Hypertension − Zwischenbericht der Ergebnisse einer prospektiven, kontrollierten Langzeitbeobachtung30 min, deutschInhalt / abstract ![]() Einleitung: Bei dem primären Offenwinkelglaukom gilt der intraokulare Druck (IOD) als der wichtigste und am besten zu beeinflussende Risikoparameter. Es sollte der Einfluss der Akupunktur auf den Augendruck bei Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom und okulärer Hypertension sowie deren Compliance geprüft werden. Methodik: Es wurden drei Untersuchungsgruppen gebildet: Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom (n=125), mit okulärer Hypertension (n=28) im Vergleich zu einer augengesunden Vergleichsgruppe (n=31). Vor und nach der Akupunkturbehandlung erfolgten eine augenärztliche Bestimmung des Visus nach DIN 58220, eine statische computergestützte Gesichtsfelduntersuchung, eine Papillendiagnostik mit dem Heidelberg Retina Tomographen III sowie vor Therapiebeginn eine Pachymetrie. Der IOD wurde vor jeder Akupunktursitzung, unmittelbar nach Behandlung sowie 30 Minuten nach jeder Sitzung gemessen. Die Compliance wurde mittels standardisiertem Patientenfragebogen evaluiert. Ergebnisse: Akupunktur senkte bei Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom und okulärer Hypertension im Vergleich zur augengesunden Kontrollgruppe den intraokularen Druck längerfristig signifikant. In der Glaukom-Gruppe stieg durch die Akupunktur die Compliance, die allgemeine Lebenszufriedenheit wurde positiv beeinflusst. | ||
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